Marienmeditation
Eine kleine Marienandacht
Leider können wir sie nicht gemeinsam beten. Aber auch, wenn sie jeder für sich liest, kann sie uns so einige Denkanstöße geben.
Einführung
Im Glaubensbekenntnis bekräftigen wir unseren Glauben an die Menschwerdung des Gottessohnes: „Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria.“ Gott wollte Mensch werden; er wollte geboren sein von einer Frau, die offen war für sein Wirken in dieser Welt. Deshalb wählte er Maria, die unbekannte Frau aus dem einfachen Volk. Ihre Bereitschaft für den Anruf Gottes ist das Thema der folgenden Texte.
(aus: Maiandachten, Andacht Nr. 3 von Schmidkonz SJ)
Betrachtung
Geschichtsbücher erwähnen Maria nicht.
Trotzdem hinterlässt sie Spuren,
deutlicher als die Taten der großen Herren.
So beginnt ihre Geschichte:
Sie ist ansprechbar.
Sie lebt nicht in der abgeschlossenen Welt ihres eigenen Ich.
Sie ist kein Gefangener ihres Wunschdenkens.
Sie kreist nicht um sich selbst.
Sie ist offen – offen auch für das Unerwartete.
Und das ist ihr Geheimnis:
Sie ist offen und ansprechbar – auch für Gott.
Das ist nicht selbstverständlich und nicht einfach.
Denn Gott spricht leise und nicht aufdringlich.
Gott spricht immer nur durch andere, oft anders, als wir es erwarten.
Die meisten Menschen hören nur sich selber,
Maria aber erkennt Gottes Stimme.
Maria ist betroffen und bestürzt über ihre Erfahrung mit Gott.
Statt Freude erfährt sie Angst, Gottes Nähe verwirrt sie, sein Vertrauen trifft sie im Innersten.
Maria schweigt und denkt nach.
Nur so kommt der Mensch zum Glauben.
Glauben heißt auf keinen Fall: alles blind hinnehmen,
das Denken anderen überlassen.
Maria schweigt und denkt nach.
Sie möchte glauben mit ganzem Herzen und ganzem Verstand.
(aus: Maiandachten, Andacht Nr. 3 von Schmidkonz SJ)
Der Abschnitt aus dem Lukasevangelium berichtet folgendes über Maria
(Lk 1,26-38)
Der Engel Gabriel wurde von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegt, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.
Meditation: Gottes An-Spruch
Nicht der Mensch muss den Anfang machen,
damit Gott Mensch wird.
Gott selbst ergreift die Initiative.
ER selbst spricht den Menschen an,
möchte den Menschen durch seinen An-Spruch in Anspruch nehmen,
möchte den Menschen für seinen An-Spruch begeistern.
Am Anfang steht Gott einladend, werbend:
„Ich möchte durch Dich Mensch werden.“
Sei es in jener geschichtlichen Stunde bei Maria,
sei es hier und jetzt, bei mir oder bei dir:
Gott macht den Anfang.
Er braucht empfängliche Menschen, offen für seinen An-Spruch;
begeisterungsfähige Menschen, offen für seinen Geist;
schöpferische Menschen,
offen für seine unerschöpflichen Möglichkeiten;
tatkräftige Menschen,
durch die seine Gedanken Hand und Fuß bekommen,
menschliche Gestalt annehmen;
– kurz: Menschen wie Maria.
Sie hört das Angebot des Boten.
Sie antwortet nicht mit „wenn“ und „aber“.
Sie fragt nur „wie?“ Und dieses “Wie?" enthält bereits ihr „Ja“.
An dieser Stelle, Maria, kommt mein Erschrecken!
So schnell kommt dein „Ja“, so unwahrscheinlich schnell.
Hast du überdacht, auf was du dich einlässt?
Nicht selten ergeht es mir anders, wenn Gottes An-Spruch mich trifft:
Wenn die Not eines Menschen zum Mund Gottes wird, der mir sagt: Pack an, hilf!
Ich möchte für diesen Menschen durch dich Mensch werden.
Und dieser Mensch erlebt Gott nicht, jedenfalls nicht durch mich, weil ich so langsam bin.
Erst mal überlegen, auf was ich mich da einlasse.
Und schon ist die Gelegenheit zur Menschwerdung Gottes verpasst.
Am Anfang steht auch heute noch Gott.
ER spricht mich an durch seinen Boten, durch Gabriel im Alltagskleid.
Höre ich, antworte ich, handle ich, –
dann wird Gott Mensch, auch heute noch – wie damals in geschichtlicher Stunde durch Maria.
(aus: Gott, Du bist so menschlich von Heribert Arens)
Gebet
Gott, wir hören oft dein Wort, aber es prallt an uns ab.
Es kommt gar nicht an, unbewusst sperren wir uns.
Wir müssten sonst umdenken und umkehren, andere, neue Menschen werden.
Das kostet Kraft und viel guten Willen.
Gott, wir möchten ansprechbar sein wie Maria.
Freilich, sie erschrickt über dein Wort, sie hört den Anspruch heraus, der in deinem Gruß liegt:
Gerufen werden in deine Nähe und unter deine Führung.
Gott, rüttle uns auf! Mach uns im Innersten unruhig, damit wir dein Wort hören,
das du uns sagst durch Jesus, unsern Bruder. Amen
(aus: Maiandachten, Andacht Nr. 3 von Schmidkonz SJ)
Fürbitten
Lasset uns beten zu Jesus, unserem Bruder, der als das Wort des Vaters in die Welt gekommen ist.
- Rüttle uns auf, damit wir im Innersten unruhig werden und dein Wort in die Tat umsetzen.
- Öffne uns die Herzen, damit wir den leisen Anruf Gottes hören, damit wir seine Boten im Alltagskleid erkennen.
- Schließe uns auf, damit wir nicht um uns selber kreisen, sondern uns von Gottes An-Spruch begeistern lassen.
- Gib uns Tatkraft, damit Gottes Gedanken durch uns Hand und Fuß bekommen, menschliche Gestalt annehmen.
- Begeistere uns für deine Botschaft, gut miteinander umzugehen, füreinander offen zu sein.
- Ewiger Gott, wer auf dich hört und an dich glaubt, findet Leben und Geborgenheit.
- Lass uns offen sein für deinen Anruf und höre auf unser Gebet.
Darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder.
Amen
Segen
Liebe Schwestern und Brüder, wir wünschen Euch einen guten Heimweg und dass wir den leisen Anruf Gottes in unserem täglichen Leben hören, auch in schwierigen Zeiten wie jetzt in der Pandemie, damit Gott, der wie eine liebevolle Mutter und wie ein gütiger Vater ist, hier und jetzt durch uns Mensch wird.
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.
Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
So segne uns alle der gütige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen
Kontakt
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Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer, Seulingen
Telefon: 0 55 07 / 4 18
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Frauengemeinschaft Germershausen
Telefon: 0 55 28 / 82 18
Mobil: 01 60 / 4 67 06 96
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