Kreuzweg
Bei mehreren Personen bitte 2 Meter Abstand halten!
Der Kreuz- und
Leidensweg Jesu
Dem Kreuzweg in St. Ida im Münsterland nachempfunden.
Wenn wir den Kreuzweg Jesu nachgehen,
erkennen wir in unserem eigenen Leben
und im Leben unserer Mitmenschen
viele schmerzhafte und leidvolle Kreuzweg-Situationen.
Ihnen wollen wir jetzt nachspüren.
1. Station – Jesus wird zum Tod verurteilt
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Täglich werden Urteile gefällt.
Der Stab wird über Menschen gebrochen.
Auch ich tue es, bewusst – unbewusst.
Ich erfahre oft schmerzlich, dass über mich,
meine Leistung, mein Aussehen, meine Persönlichkeit,
meine Familie, meine Überzeugung, meine Herkunft,
meine Art zu leben
lieblose, harte Urteile gefällt werden.
Gott, Herr über unser Leben,
lass uns niemanden verurteilen und stehe uns bei,
wenn uns die Härte des Lebens trifft.
1.
Du schweigst, Herr, da der Richter feige das ungerechte Urteil fällt;
wenn du einst richten wirst, dann zeige dich voll Erbarmen dieser Welt.
2. Station – Jesus nimmt das Kreuz auf sich
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Welches Kreuz wurde mir aufgeladen?
Was will Gott mir sagen?
Kann ich durch mein Kreuz
über mich hinauswachsen
und anderen Mut und Hoffnung
in ihrem Leid geben?
Gott, lass uns an unserem Kreuz
nicht zerbrechen
und zeige uns in Ansätzen
schon jetzt und heute den tieferen Sinn.
2.
Du hast das Kreuz auf dich genommen,
die schwere Schuld der ganzen Welt;
wenn Not und Ängste auf uns kommen,
sei es dein Kreuz, Herr, das uns hält.
3. Station – Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Jesus, Du weißt, was es heißt
ein Kreuz zu tragen.
Wenn mich mein Kreuz drückt
und ich falle zu Boden,
dann schaue ich auf Dich.
Gott, lass uns spüren,
dass Du auch bei jedem Fallen
bei uns bist.
3.
O Herr, du wankst und sinkst zur Erde,
die Last der Sünden wirft dich hin;
gib, dass dein Fall mir Stärkung werde,
sooft ich schwach und elend bin.
4. Station – Jesus begegnet seiner Mutter
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Wir begegnen vielem Leid:
Durch Kriege, Ausbeutung, Katastrophen.
Wir sehen die Augen der Frauen, Männer und Kinder.
Wir begegnen vielem Leid,
das von Menschen verursacht wird.
Ich begegne dem Leid meiner Liebsten und Nächsten:
Durch Krankheit, Fehlentscheidungen, Unrecht, …
Wir stehen oft machtlos da und können kaum raten,
nicht wirklich helfen.
Auch Maria stand ohnmächtig bei dir,
aber sie stand zu dir.
Gott, auch wir wollen angesichts des vielfältigen Leidens um uns nicht resignieren und verzweifeln,
sondern zum nahen und fernen Menschen bewusst stehen, und nicht neues Leid schaffen.
4.
O Mutter, die den Sohn gesehen
am Weg der Schmach und bitteren Pein,
erfleh uns Kraft, mit ihm zu gehen und seinem Kreuze nah zu sein.
5. Station – Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Menschen auf ihrem Lebensweg helfen,
ihr Kreuz zu tragen –
das ist die eigentliche Aufgabe der Seelsorge.
Aber:
Wir brauchen nicht zusätzliche Kreuze auf uns zu nehmen,
sondern nur die Last des Lebens teilen.
Wir alle sind Gottes Volk, seine königliche Priesterschaft.
Wir sollen eine heilende und keine unterdrückte,
aber auch keine unterdrückende Kirche sein.
Gott, mache uns zu Seelsorgern und Seelsorgerinnen und schenke auch uns Menschen, die wir brauchen,
um neue Kraft und Hoffnung zu bekommen.
5.
Es half dir einer, den sie zwangen,
und beugt sich unterm Holz der Schmach;
gib, dass auch wir unser Kreuz umfangen
und dir in Liebe folgen nach.
6. Station – Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Es geht um ein Zeichen der Liebe:
Ich will etwas für einen anderen tun.
Es kommt oft gar nicht in erster Linie auf den Erfolg an,
mehr auf die Absicht, jemandem Gutes zu tun,
ihm gut zu tun,
ihm meine Liebe und Zuneigung zu zeigen.
Das Wissen, geliebt zu werden,
kann die schwersten Stunden erhellen.
Gott, wir wollen einem Menschen
unsere Liebe schenken dürfen und wir bitten Dich,
dass auch wir aufrichtig geliebt
oder wenigstens angenommen werden,
nicht nur in frohen Zeiten,
sondern gerade auch am Kreuzweg.
6.
Herr, präge uns dein Angesicht
für immer tief ins Herz hinein,
und wenn es aufstrahlt im Gerichte,
so lass es uns zum Heile sein.
7. Station – Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Wenn eine Last zu groß wird, stürzen wir.
Es kann eine Last sein, die wir schon lange mit uns tragen:
eine schwierige Beziehung in der Familie
oder am Arbeitsplatz;
Scheidung und Einsamkeit; eine zermürbende Krankheit, Angst und Depression,
Enttäuschung in vielfältigen Formen, …
Es gibt Schicksale, so verschieden und einzigartig,
wie es Menschenleben gibt.
Gott, wir wissen, dass jeder Mensch seine persönliche Lebens- und Leidensgeschichte hat,
die das Muster der einmaligen Persönlichkeit bilden.
Gott, richte uns wieder auf, wenn wir fallen
und schenke uns
die Zuversicht, dass wir nicht am Boden bleiben.
7.
Die Kraft verlässt dich, du fällst nieder
zum zweiten Mal; das Kreuz ist schwer.
Ich falle und ich falle wieder;
in meiner Schwachheit hilf mir, Herr.
8. Station – Jesus begegnet den weinenden Frauen
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Schmerz darf, ja soll man auch offen bekunden
durch Weinen, Schreien, Anklagen, …
In aller Anklage und allem Schmerz
wollen wir aber trotzdem Hörende bleiben:
Was will mir Gott in dieser Situation sagen?
Wie kann ich mein Leben in die Hand nehmen
und vielleicht einen Neubeginn setzen?
Will mir Gott gerade jetzt
in aller Ausweglosigkeit zeigen,
dass ich von ihm jene Kraft bekomme,
die ich brauche,
um im Glauben neu gestärkt zu werden?
8.
Du redest mahnend mit den Frauen:
„Weinet nicht über euch, nicht über mich.“
Wenn wir dich einst als Richter schauen,
Herr Jesus, dann erbarme dich.
9. Station – Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Oft ist es seelische Not, die uns zu Boden reißt.
Tragen wir Menschen nicht auch die Verantwortung,
dass andere seelisch zerbrechen:
durch Sturheit, Zynismus, Missbrauch, Intoleranz,
Pochen auf Recht und Gesetz,
Unterdrückung der Persönlichkeit des anderen?
Gott, was man nicht am eigenen Leib erfahren hat,
kann man schwer nachfühlen.
Jesus kennt das menschliche Kreuz.
Vielleicht muss uns manches Fallen erst die Augen öffnen
und so verständnisvoller und gütiger machen?
9.
Da liegst du, wie vom Kreuz erschlagen,
erschlagen von der Schuld der Welt
Hilf mir, im Abgrund nicht verzagen.
10. Station – Jesus wird seiner Kleider beraubt
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Auch wir entblößen oft andere.
Durch Ausfragerei, durch Gerede,
durch peinliche Anspielungen, durch liebloses Vorhalten der Fehler und Schwächen des anderen,
durch öffentliche Erniedrigung.
Auch wir werden oft bloß gestellt,
manches Mal aus Böswilligkeit, aber meist gedankenlos.
Entblößt finden wir uns auch im Krankenhaus,
ausgeliefert, verängstigt, klein und nackt.
Gott, es gibt viele Menschen,
die dann den wärmenden Mantel des Verstehens,
der Zuneigung und Freundlichkeit über uns breiten.
Wir danken Dir für diese
und wollen auch selbst solche wärmenden und heilenden Menschen sein.
10.
Herr, unsere Schuld hat dich verraten;
sie ist´s, die dich in Schande stößt.
Bedecke uns mir deinen Gnaden,
da wir so schmählich sind entblößt.
11. Station – Jesus wird ans Kreuz genagelt
Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Es gibt Momente im Leben,
da fühlt man sich wie angenagelt:
kein Ausweg in Sicht, Flucht unmöglich.
Ich muss liegen bleiben, ich muss durchhalten,
ich muss annehmen.
Es heißt zuerst immer die Frage stellen:
Kann ich etwas ändern,
für mich oder andere?
Wenn es in meiner Macht liegt, muss ich alles tun,
um das Unheil zu verhindern.
Wenn es im Moment aber keinen Ausweg gibt,
kann ich nur beten:
Gott, Du wirst auch mich,
Du wirst auch meine Mitmenschen befreien,
Du weißt, dass wir da sind und das ist das Wichtigste!
11.
Du wirst, o Herr, ans Kreuz geschlagen,
wirst hingeopfert wie ein Lamm;
du hast die Schuld der Welt getragen
bis an des Kreuzes harten Stamm.
12. Station – Jesus stirbt am Kreuz
Wir beten dich an Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Auch wir begegnen dem Tod,
dem fernen und dem nahen.
Wir erleben die Verlassenheit und Einsamkeit.
Erfahrungen, die keinem Menschen erspart bleiben.
Da greifen die Hände nach dem Kreuz,
da schreit das Herz unter dem Kreuz:
Gott, hast du mich verlassen?
Gott,
wenn wir in diesen Stunden zu dir rufen,
gib uns eine Antwort, die wir,
wenn auch nur langsam, verstehen können.
12.
Dein Kreuz, o Herr, will ich erheben
Und benedeien deinen Tod.
Von diesem Holz kam uns das Leben
Und kam uns Freude in die Not.
13. Station – Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Wir beten dich an Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Wenn ich als Mutter, als Vater,
als Kind,
als Ehepartner, als Freund
ohnmächtig bin,
weil ich nicht mehr weiter weiß,
öffne Du, Gott,
ein Durchgangstor,
durch das wir erkennen,
dass nicht alles umsonst war,
sondern, dass es die Liebe ist,
die ewig lebt.
13.
O seht die Mutter voller Schmerzen,
wie sie den Sohn in Armen hält.
Sie fühlt das Schwert in ihrem Herzen,
trägt mit am Leid der ganzen Welt.
14. Station – Jesus wird ins Grab gelegt
Wir beten dich an Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Das Grab zeigt das Vergängliche.
Um den Tod kommt keiner herum.
Wir können die Ewigkeit noch nicht begreifen,
wohl aber in unserem konkreten Leben,
mitten im Alltag,
in Ansätzen erahnen.
Gerade in unserem persönlichen Leben sehen wir die Handschrift Gottes am deutlichsten.
Und Gott hat uns nicht geschaffen,
um uns am Ende unseres irdischen Lebens zu verlassen.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“
spricht Jesus Christus.
14.
Er wird der Erde übergeben,
wie man den Weizen bettet ein;
doch wird er auferstehen und leben
und über alles herrlich sein.
Schlussgebet
Herr Jesus Christus,
wir sind deinen Kreuzweg nachgegangen.
Begleite uns alle Tage auf unserem Lebensweg
und lass uns immer mehr erkennen,
wie wir dir nachfolgen können.
So segne uns der allmächtige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Das Weizenkorn muss sterben,
sonst bleibt es ja allein;
der eine lebt vom andern,
für sich kann keiner sein.
Geheimnis des Glaubens, im Tod ist das Leben.
So gab der Herr sein Leben,
verschenkte sich wie Brot.
Wer dieses Brot genommen,
verkündet seinen Tod.
Geheimnis des Glaubens, im Tod ist das Leben.
Als Brot für viele Menschen
hat uns der Herr erwählt;
wir leben füreinander,
und nur die Liebe zählt.
Geheimnis des Glaubens, im Tod ist das Leben.
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