Josefswallfahrt in Renshausen
Die Josefskapelle
Ursprünglich gehörte der Ort Renshausen und seine umliegenden Ländereien zum Witwengut der Mutter des hl. Bischofs Bernward. Kurz nach der ersten Jahrtausendwende schenkte Bischof Bernward jedoch die Besitztümer dem Kloster St. Michael in Hildesheim.
Schon Ende des 17. Jahrhunderts stand, unweit der heutigen 14. Station des Kreuzweges von Bodensee zum Höherberg, eine Kapelle, die der hl. Mutter Anna geweiht war. 1722 wurde die Kapelle von Friedrich Wilhelm von Amelunxen aus Bodensee nach Renshausen gebracht und dort neben der alten Dorfkirche wieder aufgebaut.
1850 wurde die Josefskapelle aufgrund ihrer Baufälligkeit neu errichtet. Heute befindet sich das Gnadenbild des heiligen Josef im Seitenschiff der Pfarrkirche gemensam mit einem restaurierten Bild der heiligen Anna, das seinen ursprünglichen Platz in der alten Kapelle am Höherberg hatte.
Verehrung des heiligen Josefs und Tradition der Josefswallfahrt
Die früheste Erwähnung der Verehrung des hl. Josef im deutschsprachigen Raum findet sich im Martyrologium von Reichenau um 850. Seit dem 9. Jahrhundert nahm seine liturgische und volkstümliche Verehrung immer mehr zu – besonders gefördert durch Bernhard von Clairvaux, Theresa von Avila und Franz von Sales.
Papst Sixtus IV. führte das Fest des hl. Josef ein, 1621 wurde der Josefstag (19. März) gebotener Feiertag.
Im Jahre 1769 wurde dieser jedoch vom damals für das Eichsfeld zuständigen Mainzer Erzbischof Emmerich Josef von Breidenbach zu Bürresheim wieder abgeschafft – gemeinsam mit einer Reihe von gebotenen Feiertagen. Die Feiern zu den betroffenen Heiligen wurden auf den vorhergehenden oder folgenden Sonntag verlegt. Diese Tradition wird heute noch gewahrt und so findet die „große Wallfahrt“ immer noch am nächstgelegenen Sonntag zum Josefstag statt.
Seit 1723 ist die Josefswallfahrt in Renshausen überliefert, der Grund dafür jedoch nicht mehr bekannt. Somit ist sie die älteste bekannte Josefswallfahrt in Deutschland.
Nur noch zwei weitere Wallfahrten zum Heiligen Josef in Deutschland besitzen eine ähnlich lange Tradition: Erfweiler-Ehlingen (seit 1869) und Merzig (seit 1843).
Quelle: „Die deutschen Wallfahrtsorte“, Pattloch Verlag
Das Gnadenbild des heiligen Josef
Das Gnadenbild des heiligen Josef wurde von dem Benediktinermönch Josephus Blume aus dem Kloster St. Michael in Hildesheim gestiftet – wie die Inschrift des Bildes belegt: „Adm? Reu? D. P. Josephus Blume p. t. Celleraius ad. S. Michali Hildesi". Diese Signatur ist gleichzeitig ein Hinweis auf die Entstehungszeit des Bildes: Pater Josephus Blume legte 1702 seine Profess in Hildesheim ab.
Auf dem Banner im Gnadenbild steht „Patronus Morientium“, ein Hinweis auf die Verehrung des heiligen Josefs als „Patron der Sterbenden“.